Back on track

So, nun hat der deutsche Staat herausgefunden, dass ich körperlich fähig genug bin Referendar und später vielleicht sogar Lehrer zu werden. Also konnten wir getrost wieder in die USA zurück reisen und die haben uns sogar wieder hereingelassen und wir konnten unser in Vegas geparktes Auto wieder abholen. Wunderbar.

Da es (mir) im Mai in Vegas zu warm zum klettern ist ging es gen Joes Valley. Allerdings fühlte sich mein Handgelenk noch nicht völlig kletterreif an und wir entschlossen uns, einen kleinen Umweg über den Bryce Canyon NP zu nehmen. Eigentlich ist er ja gar kein Canyon, sondern eher eine Schichtstufe, so wie der Albtrauf, oder das Walberla, doch mit seinen tausenden kleinen Verwitterungstürmchen und Farbschichtungen kann er optisch sogar fast mit den Prachtexemplaren unserer Heimat mithalten. So war unsere kleine Wanderung (mein Fuß war entzündet, da ichs beim 2. Mal joggen übertrieben habe (anscheinend auch nicht ganz mein Sport, auch wenn ichs eigentlich gar nicht so schlecht kann)) auch recht schee. Weiter ging’s zum Zebra Canyon, einem extrem schmalen, aus dem Fels herausgewaschenen, Slot Canyon. Der Zebra Canyon ist zwar etwas kleiner als der bekannteste Slot,  Antelope Canyon, doch lag er erstens fast auf dem Weg und zweitens waren auch ca. eine Million weniger Menschen da. Wir fanden’s auf jeden Fall auch dort Schee und den Rest sieht man auf den Bildern eh besser.

Danach ging’s dann endlich bouldern im Joes Valley, sonst wäre vor allem Andrea etwas nervös geworden und langsam hatte sogar ich wieder Lust auf Blöckeln (naja zumindest bis ich das erste Mal Fels anfasste und das Handgelenk wieder weh tat).  Ich war zwar schon einmal im Joes, doch waren es nur 2 Tage und es hatte ca. -15°C am Tag, was das Bouldern etwas einschränkte und somit war das Gebiet praktisch fast neu für mich. Dieses Mal hatte es 30-40° mehr, was das bouldern auch einschränkte, aber zumindest zum chillen besser war. Andrea hatte schnell gefallen gefunden und selbst ohne große Eingewöhnungsphase, fiel ein Boulder nach dem anderen. Naja und auch bei mir ging es wieder bergauf und so langsam hatte ich wieder Motivation (vor allem bis V7/8). Naja wenn man motiviert ist kann man vlt. auch mal ein wenig zu lang am Fels spielen und bei einer Motivationsbestie wie Andrea ist die Angst zu wenig Boulderzeit zu bekommen natürlich immer sehr latent. So wurden eines Tages die 2 verbleibenden Stunden Helligkeit dann auch nur dafür genutzt, um auf mich sauer zu sein, anstatt ihr (Mini)Projekt „Kill by Numbers“ einfach zu klettern. Erst als unser Rosenheimer Kumpel Thomas mit ein paar Bier vorbei kam, war die Ablenkung groß genug um es lockerst wegzuhauen. Naja, sind halt doch schon zu lang zusammen, als dass den Freund beeindrucken noch als Ansporn herhalten kann.

Bei mir war der Stecker nach einem weiteren motivierten Tag auch schon wieder raus. Nachdem ich mal mehr als 2 bis 3 Boulder kletterte war ich erstmal krank. Bähh. Zum Trost gab’s Eiscream (rießig) und Donuts (sehr lecker, da mega in Fett getränkt) in der Food Ranch. Nachdem ich wieder etwas genesen war, konnte ich mich immerhin meinem neuen Hobby Spanisch lernen widmen (und das als Fremdsprachenspasti). Aber wenn man so viel Zeit hat und doch recht wenig geistig tut, ist es schon eine nette Abwechslung bissl was zu lernen.

 

Andrea hatte mittlerweile mit „Runt“ (V7) auch ein Projekt gefunden, so dass unsere Weiterfahrt erstmal verhindert war. Es war aber auch noch ganz lustig, da plötzlich mein Bamberger Routenschraubkollege Mr.Fox und seine Freundin Nadja auftauchten und wir noch ein paar Tage mit den zwei abhängen konnten. 5 Minuten vor dem Regen und der anschließenden Hitzeperiode konnte Andrea im gefühlt 50sten Versuch am Tag „Runt“ endlich klettern. Richtig cool. (Nur der linke Zeigefinger war etwas anderer Meinung und motzt seitdem ein wenig, ist aber glaub nicht zu schlimm).

Also weiter geht’s. Auf gen Yellowstone. Südlich des Yellowstone NP grenzt der Teton NP, welcher eine sehr coole, glazial überprägte, Gebirgslandschaft beherbergt. Neben wunderschönen Seen und Tälern kann man auch noch ein paar kleinere Gletscherreste sehen, wahrscheinlich jedoch nicht mehr fürchterlich lang. Ahh und einen Grizzly haben wir auch gesehen. Bis auf die fürchterliche Autoansammlung (ca. 200) am Straßenrand, war es jedoch nicht so spektakulär, da er doch recht weit weg war. Leider hatte ich kein >1000mm Teleobjektiv wie gefühlt jeder hier (neben dem Preis könnten wir das auch nirgends hinschleppen), doch konnten wir immerhin mit dem Fernglas ein wenig die Puppies sehen. Ok schon süß.

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Teton NP

Im Yellowstone hört die coole Gebirgslandschaft nicht auf, wird aber noch durch gewisse Vulkanfeatures, wie heiße Quellen, Geysire, brodelnde Matschlöcher etc. ergänzt. Neben dem dampfen und dem Schwefelgestank sind vor allem die Farben der Tümpel ziemlich cool, da diese von wärme liebenden Bakterien bewachsen sind (und diese anscheinend nun mal cool gefärbt sind). Die Hauptattraktionen wie der Old faithful Geysir sind leider mal wieder recht gut besucht und man fühlt sich nicht gerade als wär man mitten in der Natur, sondern im Disneyland der Naturspektakel. Am Abend war es jedoch noch auszuhalten. Der Old faithful Geysir bricht noch halbwegs regelmäßig aus (ca. alle 90 min und mancher sagt es gäbe eine künstliche Wasserzuleitung hierfür). Die anderen Geysire brechen unregelmäßiger aus. Bei manchen dauert es Jahre, oder Jahrzehnte und bei denen haben wir dann auch nicht gewartet, andere, wie der Grand Geysir, brechen mehrmals täglich aus und so warteten wir mal eine Weile. Aber nach einer Stunde war Andreas Ausdauer hier sehr beschränkt und wir brachen ohne Ausbruch auf, allerdings hatten wir das Glück der Ungeduldigen und genau hinter unserem Rücken ging’s los. Und da das Ding über 60m hoch ist haben wir es noch bemerkt, konnten umdrehen, wieder hinlaufen (geht auch ein paar Minuten) und das Schauspiel genießen. Eigentlich wollten wir in der Mitte des Parks noch etwas wandern gehen, doch waren die meisten Wege aufgrund des Schnees noch gesperrt, so dass wir uns nur den kurzen Zustieg zu den upper und lower falls genehmigten, den wir mit diversen Hundertschaften mehr oder minder sportlichen Mitmenschen teilten. Der Ausblick auf den Grand Canyon des Yellowstone war schon schön, doch brauchte vor allem ich ein wenig mehr Ruhe und wir entschieden uns noch eine Wanderung zu den fairy tale falls und dem imperial geysir zu machen. Nach anfänglicher Betriebsamkeit wurde es auch immer ruhiger und nach den falls war kaum jemand mehr anzutreffen, obwohl unserer Meinung nach das eigentliche Highlight der Imperial Geysir noch wartete. Schon der Abflussbach schimmert in krassesten Farben, wird jedoch noch von der dauerhaft sprudelnden und dampfenden heißen Quelle getoppt. Und es ist ruhig. Und hat keinen Absperrzaun. Mega. Wir wanderten noch einige Meilen weiter durch wunderschönste Wälder, die teils abgebrannt waren und Schneefelder und wollten eigentlich eine recht große Rundwanderung machen, doch aufgrund unserer mittelmäßigen Information und einem immer näher kommenden Gewitter drehten wir dann doch um, auch da wir ohne Lampen und so nicht unbedingt bei Nacht im Grizzlygebiet wandern wollten (auch wenn wir ein Spray hatten). Neben den Vulkanattraktionen gefielen uns vor allem die Hochebenen, auf denen man recht oft Bisons graßen sieht (vlt mein neues lieblings Chill Tier, obwohl, gegenüber Koala und Faultier…?).

Am nächsten Tag schauten wir uns noch die Mammoth Hotsprings mit den Sinterterassen an und wanderten den Beaverpondtrail, der auch ohne dass wir Bieber gesehen haben recht schön war.

Weiter ging’s gen Washington (state). Wobei vlt. auch Bayern, denn unser Ziel war Leavenworth, eine Stadt die so aufgebaut ist, wie sich Amis anscheinend Bayern vorstellen. Also genau wie eine normale amerikanische Stadt bei der an den Häusern irgendwelche Giebel rangebaut werden und kitschiger Schmuck drangehängt wird. Weiter kann man hier überall mehr oder weniger deutschen Kitsch kaufen, oder Bratwurst essen. Tatsächlich sind ein paar der Restaurants und Läden aber ganz nett und man kann, zwar nicht ganz deutsch, dafür aber sehr gut essen. Gar nicht schlecht war auch die Bäckerei, die tatsächlich von Deutschen betrieben wird und in der man sowas wie richtiges Brot bekommt.

Wir hatten zwar Glück mit dem Wetter in Leavy und ein relativ kühles Zeitfenster erwischt. Relativ ist aber nun mal relativ. Und temperaturtechnisch bin ich eben relativ anspruchsvoll (vor allem nach oben). Immerhin konnte ich so endlich mal Klapperschlangen beobachten (leider haben sie sich zu schnell für ein gutes Foto verkrochen). Die Boulder sind allerdings recht cool und nachdem wir Tyler und Dayna wiedergetroffen haben wurde uns auch einiges gezeigt, was sich recht gut kletterte. Mit „The Sail“ (V9) und „Superman“ (V9) kam ich schwereren Bouldern auch wieder ein wenig näher.

Ca. eine Stunde westlich von Leavenworth befinden sich mit Index und Gold Bar noch weitere Gebiete. Hier ist es zwar aufgrund des Meeresklimas etwas kühler, doch leider auch sehr viel feuchter (landschaftlich aber sehr schön, sieht aus wie ein Jungel). Weiter muss man in Gold Bar (bis auf einen Boulder) auch ca. eine Stunde den Berg rauf latschen. Allerdings waren wir uns einig, dass die Felsquali und somit auch die Boulder auf der Westseite der cascade-mountains nochmal deutlich geiler sind. Andrea konnte sich auch gleich eine schnelle Begehung von „Sobriosity“ (V5/6) holen (ich fands ja fett schwer, aber ist ja auch mal schön positiv überrascht zu werden). Mir ist es dann noch irgendwie beim rumstehen ins Knie gefahren (war wahrscheinlich schon etwas gereizt). Dies war leider im obersten Sektor und dann hieß es erstmal runterhumpeln. Voll geil! Aber hab’s überlebt (wenn auch knapp). Wird schon wieder, auch wenn meine Stimmung dadurch nicht unbedingt gehoben wird. Sorry Andrea. Versuch mich zu bessern, so schlimm ist rumreisen und klettern wirklich nicht.

Zurzeit sind wir je nach Wetter etwas am rumpendeln zwischen Leavenworth und Gold Bar und wer weiß, vielleicht hört es ja auch mal in Squamish auf zu regnen, dass wir da dann auch endlich hinkönnen.

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